Aufgewertete, glänzende Verpackungen fallen in den Verkaufsregalen auf. Bart Lauwaert von der Grafischen Groep Matthys erklärt, warum das so ist, und stellt einige Techniken vor, mit denen Faltschachtelverpackungen glänzen können.
„Veredelung schafft Aufmerksamkeit“, erklärt Bart Lauwaert. Wenn ein Verbraucher an einem Regal vorbeigeht, spiegelt sich das Licht in der glänzenden Verpackung und das erzeugt einen bewegenden Effekt, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das ist evolutionär. Deshalb fallen dem Verbraucher raffinierte Verpackungen immer auf. Und gesehen zu werden ist der erste Schritt zum Verkauf.
Folienprägung: Heiß- und Kaltfolien
Für die Veredelung von Faltschachteln gibt es verschiedene Techniken. Eines der am häufigsten verwendeten Verfahren ist der Foliendruck. Dabei wird eine dünne Folienschicht, oft metallisch oder holografisch, durch Hitze und/oder Druck auf bestimmte Elemente auf der Oberfläche der Verpackung aufgebracht. Der Foliendruck kann grob in Heiß- und Kaltfolie unterteilt werden. Obwohl beide Methoden zu beeindruckenden dekorativen Effekten führen, unterscheiden sie sich erheblich in ihren Anwendungen, Verfahren und Endergebnissen. Die Wahl hat mit Auflagen, Formaten, Kosten, der Häufigkeit, mit der ein Kunde sein Design ändern möchte, und nicht zuletzt mit den kreativen Möglichkeiten der jeweiligen Technik zu tun“, sagt Lauwaert. Bei Heißfolie hat man wegen der Klischees höhere Anfangskosten, weshalb man sie nicht zu oft ändern möchte. Kaltfolien lassen sich bei jedem Produktionsstart leicht ändern. Dann schaut man auf die kreativen Effekte, denn die sind meist entscheidend.
Die Unterschiede zwischen Heiß- und Kaltfolien, die Möglichkeiten sowie die Vor- und Nachteile.
Kleben durch Hitze
Die Heißfolienprägung ist ein gängiges Verfahren zum Aufbringen von Metallfolien auf verschiedene Materialien wie Papier, Pappe und Kunststoffe: Ein Metallstempel (das Klischee) wird erhitzt und dann gegen die Folie gedrückt, so dass sie an der Oberfläche des Untergrunds haftet. Die Vorteile liegen darin, dass ein glänzendes, auffälliges Finish entsteht, das dem Produkt ein Gefühl von Luxus und Exklusivität verleiht. Einmal aufgebracht, ist der Foliendruck im Allgemeinen abriebfest und daher für Verpackungen geeignet. Heißfolie ist manchmal weniger geeignet für sehr große Vollflächen oder sehr feine Linien.
Leimfarbe
Bei der Kaltfolie, die aus Gold-, Silber- und holografischen Folien besteht, wird eine Klebetinte verwendet, die über eine einfache Offsetplatte punktuell auf das Papier oder den Karton aufgetragen wird. Sobald der Klebstoff „gedruckt“ ist, wird die Folie direkt auf die Oberfläche des Materials aufgebracht und haftet dort, wo der Klebstoff ist. Der Drucker druckt dann CMYK-Farben darüber, optional ergänzt durch Pantone-Farben. Auf diese Weise kann die Folie alle möglichen Metallic-Farben auf eine Druckform bringen, auch Bilder. Zum Schluss wird eine matte oder glänzende Dispersion oder ein UV-Lack aufgetragen“, sagt Lauwaert. Um den Metalleffekt zu verstärken oder die Folienoptik zu mildern. Sie können auch mit Lack variieren.
Mit Kaltfolie lassen sich hochdetaillierte Designs und feine Linien mit zahllosen metallischen Schattierungen durch den Druck reproduzieren, was sie ideal für komplexe und anspruchsvolle Verpackungsdesigns macht. Es kann kostengünstiger sein, da es keine Stempel/Klischees erfordert, aber eine gute Beratung ist wichtig. Außerdem ist das Kaltfolienverfahren schneller, was zu einer kürzeren Produktionszeit führt, kann aber nicht bei allen Materialien angewendet werden.
Folienprägung: Digitales Heiß- und Kaltfolienverfahren
Neben dem Heiß- und Kaltfolienverfahren gibt es verschiedene digitale Veredelungstechniken, wie zum Beispiel Scodix und die DMliner-Serie von Kurz Steinemann. Ich nenne das immer digitales Heißfolienverfahren, denn es beginnt mit bedruckten Bögen, zum Beispiel von einem HP Indigo-Drucker. Dann durchlaufen die Bögen die Einheit, die einen Lack ‚in spot‘ aufträgt und auf diesen Lack eine ausgewählte Farbfolie von der Rolle aufbringt. Auf die Lackpositionen kommt also die Metallicfolie. Dies kann von Bogen zu Bogen variieren, da der Lack digital aufgetragen wird, so dass man das Design mit dieser Technik leicht variieren kann.
Anstelle eines Durchlaufs mit Lack kann man auch schwarzen Toner verwenden, auf den in einem zweiten Durchgang eine Folie aufgebracht wird, die dann digital mit Farbe überdruckt wird. Ich nenne das digitale Kaltfolie, weil man auch hier in der Regel zuerst die Folie aufbringt und dann die Farbe darüber druckt.
Eins plus eins ist drei
Die Veredelungstechniken haben jeweils ihre eigenen Merkmale. Einen unbedruckten Karton aus rohem, ungestrichenem Kraftpapier kann man nicht mit Kaltfolie bedrucken, wohl aber mit Heißfolie. Und Kaltfolie eignet sich besser für eine Kombination verschiedener metallischer Farbeffekte innerhalb einer Verpackung oder eines Druckbogens. Manchmal werden die Techniken auch kombiniert, sagt Lauwaert. Dann macht eins plus eins drei. Zum Beispiel für ein Luxusparfüm oder Lebensmittel. Aber dafür muss das Budget stimmen‘.
Grafische Groep Matthys hat nur Kaltfolie im Haus. Lauwaert verfügt jedoch über eine umfassende Marktkenntnis und verweist die Kunden bei Bedarf gerne an andere Folienexperten. Sie können alle Techniken vergessen, sage ich meinen Kunden. Sie müssen sich nur eines merken: Wenn Sie eine glänzende Frage haben, rufen Sie uns an, und wir zeigen Ihnen den besten Weg.
Schädlich für die Umwelt?
Auf den ersten Blick passt das Aufbringen einer dünnen Metallschicht nicht zu einer nachhaltigen Verpackung. Doch laut Bart Lauwaert zeigt eine Studie aus dem Jahr 2019, dass der Kaltfoliendruck den Recyclingprozess nicht stört. Die Leim- und Metallpartikel lösen sich beim Recycling mit Wasser. Sie schwimmen an der Oberfläche und die Papierfasern sinken, so dass beide Elemente problemlos getrennt werden. Die losen Partikel werden abgeschöpft, getrocknet und dann thermisch verwertet, um Strom zu erzeugen, der für die Papierherstellung verwendet wird.
Text: Harry van Deursen – Verpakkingsmanagement